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Beitrag vom 10.08.2019
Martina Flor
Schriftkünstlerin

Schrift & Blödsinn

Ich finde, das ist im Designprozess von Schriften wichtig. Zwischen dem Anfang und dem Endprodukt gibt es das, was man Blödsinn nennt. Und das wirft man weg. Aber diese Sachen zeigen schon einen großen Teil vom Ergebnis. Das ist wichtig.

Schrift & Revolution

Eine Revolution passiert nicht oft. In der Schriftgestaltung sieht man viele Sachen, die ähnlich sind, also nach dem gleichen System funktionieren – das hat man schon gesehen. Aber die kleinen Schritte der Veränderung sind die Schritte, die zu einer Revolution führen. Es gibt Schriften, bei denen ich sage »Das ist neu, das hab ich vorher noch nie gesehen!«.

Schrift & Kunde

Für mich als Letteringartist und für die Arbeit, die ich am Ende liefere, kann der Kunde oft einen großen Unterschied machen. Es gibt Kunden, die zu mir kommen, um etwas Ähnliches zu bekommen – etwas, was ich schon vorher mal gemacht habe. Und dann gibt es Kunden, die vorhersehen können, was ich potenziell machen könnte. Das sind die Kunden, die dich weiterbringen. Dazu gehören auch Kunden, die dir Kritik geben, die deine Arbeit total verbessern kann. Und mit denen arbeite ich gerne.

Martinas Buch »Lust auf Lettering«

Schrift & Männer

Die Schriftwelt ist voll mit Männern. Aber es gibt auch Frauen, die wirklich coole Sachen machen und die nicht so sichtbar sind. Davon würde ich gerne mehr auf der Bühne sehen.

Schrift & Rockstar

So fühle ich mich, wenn ich eine Arbeit mache, bei der ich denke »Okay, sowas hab ich vorher noch nie gemacht. Das ist was Neues. Das ist eine Revolution. Ich bin ein Rockstar!«

Wir sprechen viel von Funktionalität, Lesbarkeit und Klarheit. Aber sehr oft vergessen wir, über Schönheit zu sprechen.

Schrift & Idee

Eine Idee ist der Anfang von Allem. Man hat viele Ideen, aber nur wenige, bei denen man denkt »Die muss ich realisieren!«. Eine Idee pusht dich, etwas zu realisieren, obwohl es aufwändig ist.

Schrift & Kunst

Schrift und Kunst – meine Arbeit steht genau dazwischen. Zwischen der systematischen Herangehensweise von Schriftgestaltung und Typografie und der künstlerischen Herangehensweise von Konzept und Storytelling.

Martinas neues Font-Projekt – zusammen mit Positype

Schrift & Schönheit

Ich denke, in der Schriftwelt ist die Schönheit etwas unterschätzt. Wir sprechen viel von Funktionalität, Lesbarkeit und Klarheit. Aber sehr oft vergessen wir, über Schönheit zu sprechen. Wie schön eine Kurve ist, wie schön ein einzelner Buchstabe gestaltet ist. Bei der Schriftgestaltung gucken wir oft zuerst, wofür wir das machen, was ist die Funktion, was ist das Problem, das wir lösen. Und dabei heben wir uns die Schönheit manchmal für später auf. In meiner Arbeit versuche ich eigentlich immer das Gegenteil: Ich fange erstmal an mit der Gestaltung und der Schönheit von Formen. Im Prozess finde ich dann alles, was danach kommt. Es ist wichtig, dass es schön aussieht.

Schrift & Liebe

Ich denke, dass bei guter Schrift eine Liebe für Formen entstehen muss. Also dass die Liebe für Formen durchscheint. Das sind Dinge, die nicht jeder sehen kann. Manchmal arbeite ich an Details, die am Ende niemand sehen wird, weil es vielleicht zu klein gedruckt wird. Aber trotzdem weiß ich, dass diese Sachen da sind und ich denke, darin steckt die Liebe. Das muss nicht immer für andere Leute richtig aussehen, es muss nur etwas Besonderes für denjenigen sein, der es macht.